Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Na das fängt ja gut an. Der erste Advent. Der erste weihnachtliche Sonntagsgedanke – und ich poste ihn am Montag. Aber aller Anfang ist schwer. Ich kann schon jetzt prophezeien, dass es am zweiten Advent wohl ähnlich sein wird, denn während des zweiten Advents bin ich auf der German Comic Con in Dortmund (und am Montag dann im Linienbus heim gen Berlin).

img_2960sIch muss also einmal mehr feststellen: Anfangen ist gar nicht so leicht – und ich bin mir sicher, damit erzähle ich niemandem etwas Neues. Es fängt schon am Morgen mit dem Aufstehen an. Ist man erstmal wach und aktiv, ärgert man sich oft über die morgens vertrödelte Zeit. Aber wenn man morgens aufwacht – draußen ist es kalt und dunkel und im Bett so flauschig und warm –, dann will einem das Aufstehen und Anfangen gar nicht einfallen. Mir zumindest geht das meistens so.

Anfangen kostet Mut und Überwindung. Es bedeutet, dass etwas Neues passiert; dass sich etwas verändert; dass das, woran man sich gerade gewöhnt hatte, endet. Traue ich mir den neuen Job zu? Die neue Partnerschaft? Die neue Rolle als Mutter? Anfangen kann uns Angst machen.

Aber wenn uns neue Herausforderungen und Aufgaben Angst machen, dann bedeutet das, dass wir uns unsere Entscheidung nicht leicht gemacht haben, dass wir sie ernst nehmen und sie uns mit all ihren Konsequenzen wichtig ist. Angst zu haben zeigt unsere Prioritäten. Es ist okay, sich vor einem neuen Anfang zu fürchten. Solange wir trotzdem anfangen – und nicht aufhören, bevor wir begonnen haben.

Wie heißt es so schön? Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Ich denke, das stimmt. Und ich muss es wissen, denn in meinen Büchern liegt jede Menge Magie verborgen. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Ich glaube, dieser Zauber beschreibt ein Gefühl, einen ganz bestimmten Moment:
Den Augenblick, in dem wir die Augen zukneifen, die Luft anhalten und vom Zehner ins Wasser springen. Der Augenblick, in dem wir uns vom Geländer abstoßen und unsicher, aber mit Schwung auf Kufen übers Eis gleiten. Der Augenblick, in dem wir all den Mut, den wir in uns finden können, zusammenkratzen und den einen Schritt machen, der aus einem Ende einen Anfang macht, der Grenzen und Differenzen überwindet.

Vorher ist da diese bedrohliche Wand aus „Ja, aber“s und „Aber was, wenn“s. Dann merken wir es. Wir merken, dass wir so weit sind und über diese Wand hinwegspringen können. Wir spüren es in unseren Beinen kribbeln und im Rücken zucken. Wir gehen in die Knie und springen ab und noch im Sprung spüren wir den Wind der Veränderung, können über die Wand sehen, sehen die neuen Chancen und Möglichkeiten und wissen: Es ist gut so. Und noch bevor wir wieder landen spüren wir das Glück in uns und den Stolz, dass wir es gewagt haben. Was für eine Gefühlsachterbahn!

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne: Der Zauber, uns selbst zu überwinden; die Sicherheit der Gegenwart für die Möglichkeiten der Zukunft zurückzulassen; Mut und Entschlossenheit aus uns selbst heraus zu erschaffen, wo vorher Angst war; offen zu sein für das, was nun kommen mag.

Wer hätte gedacht, dass die Weihnachtszeit – die, die eigentlich besinnlich und ruhig sein sollte und stattdessen hektisch und turbulent ist – uns anregen soll, Neues zu wagen? Gerade die Zeit im Jahr, die von Traditionen und einer 2000 Jahre alten Geschichte lebt. Aber die Geschichte, die zu Weihnachten erzählt wird, erzählt eben auch genau das: Da ist ein junges Paar, das am Anfang steht – in so vielerlei Hinsicht. Da sind die Hirten und die Weisen, die ihre eigentlichen Aufgaben hinter sich lassen für etwas Neues, von dem sie noch gar nichts wissen. Immer wieder hören sie alle „Fürchtet Euch nicht“. Sie haben also Angst. Angst vor etwas Neuem, Ungewissen zu haben, ist offensichtlich nichts Neues.

Das wiederum kann doch beruhigen oder? Bei allem Anfangen: Die Angst vor dem Anfangen, vor dem Neuen ist nicht neu. Und trotzdem machen wir weiter. Wir alle tragen den Mut, den Zauber zum Anfangen in uns. Also lasst uns zaubern!

In diesem Sinne: Einen gesegneten ersten Advent, einen gesegneten Anfang der Weihnachtszeit!

Sincerely

the wingscriber pls sig

Mary Cronos

Autorin, Künstlerin, Podcasterin

Mary ist ein kreatives Chaos in Person. Neben ihrer Autorentätigkeit bietet sie ihren Kolleginnen und Kollegen auch Dienstleistungen wie Coaching und Beratung, Cover- und Werbedesign, Portrait- und Eventfotografie sowie Illustrationen an. 2019 startete sie darüber hinaus ihren Kreativpodcast Carpe Artes und 2020 mit Sabrina Schuh Fakriro – die Messebühne für Selfpublisher, die inzwischen durch zahlreiche Nebenprojekte ergänzt wurde. Die neuestes Projekte sind „Spiritus Daemonis“ mit Autorenkollege Jan Gießmann und ihre zahlreichen Shows auf Twitch.

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