Unendlich viel Leben

Nach so viel Information, auch mal wieder etwas Nachdenklichkeit. Vielleicht kommt Euch ja das eine oder andere bekannt vor…

 

„Oh man, muss das sein? Ich hab gerade für eine Stunde unendliche Leben!“, hörte ich mich neulich sagen und musste direkt den Kopf über mich selbst schütteln.

Die Autorin in mir fragte sich, welcher Sinn hinter der Aussage „eine Stunde unendliche Leben“ stecken sollte. Die Theologin in mir fragte sich, wieso mir die unendlichen Leben in einem Spiel wichtiger sind als eine Stunde in meinem endlichen Leben.

Mal ehrlich. Ab und an lebe ich mein Leben, als hätte ich noch vier weitere Herzchen oben in meiner Menüanzeige, die automatisch meine verkorksten Lebensversuche wieder neu starten – ab dem letzten Speicherpunkt natürlich. Schließlich mache ich ja Backups.

In den letzten Wochen ist mir unglaublich viel Gutes widerfahren, während um mich herum Schicksalsschläge mir wichtige Menschen trafen. Und ich frage mich unweigerlich: Wann dürfen diese lieben Menschen wieder aufatmen – und wann kommt mein nächster Schlag?

Unser Leben hat eben kein Backup in einer Cloud, keinen Resetbutton und keine Ersatzleben – weder können uns unsere Freunde welche schicken, noch können wir sie dazukaufen. Wir haben nur dieses eine Leben und gehen All In. Aber wenn der Einsatz so hoch ist, sollten wir dann nicht auch so spielen?

Wenn James Bond im Kasino sitzt, alles auf eine Karte setzt und ihm zugleich ein Revolver unterm Tisch in die Rippen gedrückt wird, dann kommt das doch dem realen Leben relativ nah. Wenn wir in der Metapher des Spiels bleiben. Er spielt um sein Leben und das tun wir doch alle.

Wir wollen doch nur spielen. Und wir wollen gewinnen.

Einmal.

Das eine, entscheidende Mal.

Immer wieder.

Damit wir in ein neues Level aufsteigen. Ein Level, in dem alles besser ist – glauben wir. Aber jedes höhere Level bringt nicht nur mehr Power und Fähigkeiten, sondern auch einen stärkeren Levelgegner, härtere Rätsel und schwierigere Hindernisse.

Leben, das ist nicht das Ziel. Leben, das ist das Spiel. Und plötzlich ergibt die Weisheit einen Sinn: Der Weg ist das Ziel.

Wir nehmen an diesem Spiel, das Leben heißt, teil. Jeder Zug ist wichtig und doch lernen wir die Regeln erst nach und nach. Niemand hat sie uns vorher erklärt. Jede Chance und jeder Moment sind einmalig; etwas, das in der Art nie wiederkehrt. Also sollten wir das Beste daraus machen und nicht der Chance hinterhersehen und winken. Oder?

Was ab und an fehlt, sind Konzentration und Motivation. Und Power. Als würden wir ab und an gern auf die Pausetaste drücken wollen. Wir sind müde und unkonzentriert, aber unser Spiel läuft und läuft. Ein Stop ist nicht drin. Aber unsere Spielgeschwindigkeit können wir etwas anpassen. Auch wenn uns das vielleicht langsamer macht.

Wir sehen, wie andere Schummeln und ärgern uns. Wie unfair! Warum kommt der damit durch? Aber im Grunde ist es doch eigentlich egal. Jeder hat sein eigenes Spiel und wir liefern uns kein Wettrennen. Der Blick auf das eigene Spielfeld offenbart: unser Spiel ist ein anderes. Und wenn wir schon den anderen beim Spielen zusehen, sollten wir versuchen, dadurch in unserem eigenen besser zu werden. Und wer weiß: vielleicht ist unser Spiel auch ab und an für den Multiplayermodus geeignet.

Kennt den noch jemand? Oldschool mit Netzwerkkabel und Co?

Die ersten Multiplayergames waren ein echtes Highlight. Mein Favorit damals: Pokemon. Und nur, wenn man auch für Freunde gezielt Pokemon gefangen hat oder sich zu zweit einem Gegner gestellt hat, konnte man wirklich alle Aufgaben meistern und alle Pokemon fangen.

Vielleicht ist das ja in unserem Leben auch so. Manche Aufgaben sind nur im Teammodus lösbar. Andere sind im Team zumindest schneller zu meistern. Wir spielen unser eigenes Spiel, lernen unsere eigenen Regeln, aber manchmal sind unsere Spiele mit denen anderer kompatibel.

Das gilt es herauszufinden.

Ich habe das Glück, Freunde in meinem Leben zu haben, die meine Gedanken zuende denken und umgekehrt. Wir sind so kompatibel, dass wir offenbar die gleichen WiFi-Wellen haben. Wenn ihr auch solche Menschen in eurem Leben habt, dann hütet sie wie einen Schatz. Denn zwei Spiele zu finden, die miteinander so gut funktionieren, dass beide Spieler eine Verbesserung davon tragen, ist selten. So selten wie euer Leben selbst.

Ihr wisst schon, das endliche.

Ohne Ersatz und Reset.

In diesem Sinne: Carpe Diem! Nutze den Tag! Mach was aus dem Spiel, in dem du alles auf Sieg gesetzt hast.

Sincerely

Mary Cronos

Autorin, Künstlerin, Podcasterin

Mary ist ein kreatives Chaos in Person. Neben ihrer Autorentätigkeit bietet sie ihren Kolleginnen und Kollegen auch Dienstleistungen wie Coaching und Beratung, Cover- und Werbedesign, Portrait- und Eventfotografie sowie Illustrationen an. 2019 startete sie darüber hinaus ihren Kreativpodcast Carpe Artes und 2020 mit Sabrina Schuh Fakriro – die Messebühne für Selfpublisher, die inzwischen durch zahlreiche Nebenprojekte ergänzt wurde. Die neuestes Projekte sind „Spiritus Daemonis“ mit Autorenkollege Jan Gießmann und ihre zahlreichen Shows auf Twitch.

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