Mister Segarra. Aufgeladen. Der Erkenntnis steigt.
Die Erkenntnis nämlich, dass dieser Tag unser letzter sein würde. Zumindest, wenn British Airways ihre Computerprobleme rechtzeitig in den Griff kriegen würden. Denn irgendein Hacker oder Virus hat deren Server lahmgelegt und über das Wochenende fielen nahezu alle Flüge aus. Der Gedanke, vielleicht erst später zurück zu können, störte uns jetzt nicht sonderlich stark. Das nennt sich dann ›höhere Gewalt‹.
Leider, leider aber hob unser Flieger dann relativ pünktlich am Montag ab. Aber noch ist mein Bericht am Sonntag. Noch steht uns ein Tag bevor. Und auch der hatte es wieder in sich. Nach einem Muffin-Frühstück an einem unglaublich leckeren Stand auf dem HVFF stellten wir uns dann doch mal in eine Schlange: In die zu Stephens Panel.
Stephens Panel war genauso ein Highlight wie tags zuvor das mit John. Eigentlich teilte er sich die Bühne mit James, mit dem er die HVFFs gemeinsam veranstaltet. Doch die Zwei sollten nicht lange allein bleiben. Der erste, der sein Panel crashte, war sein Cousin Robbie, der Werbung für ihren neuen gemeinsamen Film Code 8 machte (ich freu mich schon sehr darauf! Der Trailer verspricht einen guten Film). Kaum war er verschwunden, tauchte Emily alias Felicity auf. Und kaum hatte sie sich verabschiedet, tauchte Josh hinter Stephen auf und rächte sich für das Staffelfinale. Die beiden waren auf der Bühne besser als jedes Comedyprogramm. Ich bin der Meinung, sie sollten ein eigenes TV-Format bekommen, in dem sie sich einfach unterhalten. Ein paar meiner Bilder geben Euch da einen guten Eindruck, denk ich.
Den Rest des Events verbrachten wir damit, zwei Fotoshoots zu absolvieren, Selfies zu machen und Mission:Change-Flyer zu verteilen. Wer weiß, wer unser neues Target wird? Wir arbeiten jedenfalls hart an einer Überraschung.
Ich muss sagen, dass ich bei allen Conventions und Messen noch nie einen Star so persönlich kennengelernt habe wie Stephen in diesen paar Tagen. Das zufällige Treffen im Pub mal außenvor, hatte er für drei tolle Events gesorgt, die alle von ihm und einem seiner Freunde ausgerichtet wurden, völlig verschieden waren und ihn immer etwas anders zeigten. Er war engagiert und motiviert wie kein anderer. In jeder freien Minute saß er an seinem Autogrammtisch und versprach, nicht zu gehen, bevor nicht jeder Fan sein Autogramm bekommen habe. Auf der FC-Party feierte er seine Mutter, die ebenfalls da war und die erfolgreich gegen ihren Krebs kämpft. Stephen ist ein unglaublich offener, freundlicher Mensch, der stets zuerst an andere zu denken scheint und erst dann an sich. Jemand, der so oft es geht, seine Familie und seine Freunde um sich hat und der auch das Glück hat, Familie und Freunde zu haben, die sein Leben, seine Reisen, seine Events mitmachen. Und seine Frau wird wahrscheinlich wahnsinnig, weil er sich auch privat für seine Fans Zeit nimmt… und weil er ständig die gleichen Shirts anzieht. Aber auch Cass zu treffen, war ein Vergnügen. Es war toll, die beiden zusammen zu sehen.
Als wir am späten Nachmittag Olympia den Rücken zukehren, schlurfen wir nur noch in Richtung Appartement. Passend zu unserer Abschiedsstimmung sind dunkle Wolken aufgezogen und zum ersten Mal in einer Woche regnet es. Wir lassen uns auf unser Bett fallen und versinken Meter tief im Con Blues. Mehr als ein Jahr haben wir uns auf diese Woche gefreut und nun ist sie plötzlich um. Wie ein Rausch oder ein Traum, aus dem man zu früh aufwacht, weil der verfluchte Wecker klingelt.
Ein Grund mehr, diesen Bericht zu schreiben, ihn gründlich und lang zu schreiben und unsere Erinnerungen auf eine Woche aufzuteilen. Aus diese Weise haben wir noch etwas länger was davon. Und ich hoffe, auch denen, die nicht dabei waren, hat es Spaß gemacht, das alles zu lesen.
Jetzt zum Ende zu kommen ist genauso schwer, wie vor einem Monat den Koffer zuzumachen und den Weg zum Flughafen anzutreten. London ist uns in der einen Woche ein gutes Zuhause gewesen. Wir haben jede Minute davon genossen. Und es zeigt sich am letzten Tag genauso british-höflich wie am ersten. Wieder hatte ich an der Station Hilfe mit meinem Koffer und war mehr als dankbar dafür.
Ein letztes Mal hörten wir ›Please mind the gap between the train and the plattform‹ und dann fuhr der Zug unter Terminal 4 ein. Wir waren mehr als zu früh, aber sicher ist sicher – und natürlich brachte uns das nichts. Wir warteten und warteten, bis endlich eine Info zu unserem Flug angezeigt wurde und dann war die Schlange so lang, dass wir dann doch rennen mussten, um noch rechtzeitig durch den Securitybereich zu kommen. Oh und natürlich hatte mein Koffer auch auf dem Rückweg noch sein beachtliches Übergewicht – zumal nun noch ein Fuck-Cancer-Shirt und ein Nocking Point Weinglas darin waren.
Als wir im voll belegten Flieger saßen und unser Gepäck verstaut hatten, machten wir unser erstes von drei Kreuzen. Als wir in Berlin Tegel beide unsere Koffer vom Band hievten, das zweite und als wir es dann auch noch durch den Berufsverkehr quer durch die Stadt geschafft hatten und endlich auf unserer Terrasse saßen, da kam das dritte Kreuz. Und das Fernweh.
London war großartig. Alles dort. Vor allem das öffentliche Rauchverbot. Und die Tatsache, dass uns das Wetter stets genau das gab, was wir brauchten, dass immer, wenn wir hungrig wurden, unsere neue Lieblingskette eine Filiale in der Nähe hatte und dass wir bei allem, was wir gesehen haben, noch so so viel übrig haben, dass wir uns das nächste Mal unbedingt ansehen müssen. Unser Besuch hat unsere Neugier nicht gesättigt. Es hat sie angestachelt. Und genau so sollte Reisen sein: Es sollte immer Lust auf mehr machen.
Und ein letztes Mal für diese Reportage hier der Link zu den Fotos – diesmal des Heroes and Villains Fanfest London 2017: