Nicht gesucht und doch gefunden.

Es gibt Menschen, die haben sich gesucht und gefunden. Es gibt Dinge, nach denen wir unser Leben lang vergeblich suchen. Und manchmal, wenn wir nicht damit rechnen, dann finden wir ohne gesucht zu haben. Dann trudeln Menschen in unser Leben, die ohne Vorwarnung plötzlich wichtig für uns sind. Das kann sich anfühlen wie ein Wunder oder ein gigantischer Zaubertrick. Plötzlich steht da jemand neben Dir, der Dich versteht und mit dem Du lachen kannst.
Wenn ich mich zu sehr auf einen Job, eine Mission, ein Problem konzentriere, dann hab ich oft die reinsten Scheuklappen auf. Ich sehe nicht, wer da neben mir steht. Wenn ich dann erschöpft anhalte, bin ich oft erstaunt, wer da alles bei mir ist. Erstaunt und sehr dankbar. Es geht ja nicht nur darum, neue Freunde zu finden. Manchmal entdeckt man beim Innehalten und sich Umsehen auch alte Freunde neu. Man sieht, dass man gar nicht so allein ist, wie es sich vielleicht manchmal anfühlt.
Immer öfter lese ich in Facebook und Co „Wer sich nicht bei mir meldet, dem lauf‘ ich nicht mehr hinterher“, „echten Freunden muss man nicht nachlaufen“, „Wenn Du mein wahrer Freund bist, dann teilst Du dieses Herz in deinen Status“, „Mein Leben ist stressig genug auch ohne anstrengende Leute“, „wer mich nicht akzeptiert, wie ich bin, der hat halt Pech“…
Nur ein paar Beispiele. Ich kann den Frust gut verstehen, aus dem heraus ihr solche Sprüche postet. Aber sie machen mich wahnsinnig traurig. Ich gehe dann immer einen Schritt weiter und stelle mir vor, wir hätten alle diese Einstellung. Was würde passieren?
Jeder würde sich um sich selbst drehen, seine Ecken und Kanten scharf feilen und sich einmauern. Wenn Du diese Einstellung hast, dann lebst Du davon, dass sie dein Gegenüber nicht hat.
Dein Leben ist zu stressig, um dich mit den Dramen deiner Freunde abzugeben. Na hoffentlich sehen das Deine Freunde nicht genauso. Du rennst niemandem nach; sollen das doch die anderen bei Dir machen. Du bist Individualist und Dir treu. Sollen sich doch die anderen verbiegen! . . .
FriendshipVersteh mich nicht falsch. Ich rede weder davon, sich den Erwartungen anderer anzupassen, noch davon, es jedem Recht zu machen oder ihm nachzulaufen. Wovon ich rede, das ist Empathie für Dein Gegenüber. Vielleicht meldet sich ein Freund nicht, weil er selbst gerade große Probleme hat. Vielleicht gehen Freunde auf Dich zu, werden aber abgeschreckt von stolz und künstlich zur Mauer gestauten „Individualität“.
Nicht immer und in jedem Fall, aber auf jeden Fall oft genug lohnt es sich, zu investieren. Auch wenn Du ab und an enttäuscht wirst. Ich bin mir sicher, dass Du wenigstens einen Freund hast, für den es sich lohnt, ein paar weniger … „fruchtbare“ Freundschaften zu riskieren. Das ist nicht einfach. Nie. Aber sollte uns das abhalten?
Wer weiß. Du veränderst Dich. Alte Freunde von früher können im Laufe der Zeit verloren gehen, ja. Aber manche stehen plötzlich wieder neben Dir und Du bist froh, dass Du sie hast. Alte Freunde, neue Freunde, Missverständnisse oder Friede Freude Eierkuchen. Ich rede von Deinen Freunden. Freunde! Das sind Menschen, die Dich gern haben.
„Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils“ heißt es vor Gericht. Wie viel eher solltest Du gnädig im Urteil über die Menschen sein, die Du gern hast und die Dich gern haben? Auch wenn Du sauer auf Deine Pappenheimer bist. Sie sind Deine Freunde. Egal was sie getan oder nicht getan, gesagt oder nicht gesagt, gedacht oder nicht gedacht haben – sie haben Dich gern und sie schätzen Dich, sie taten es nicht, weil sie Dich verletzen wollten.
Also hör auf, Mauern zu bauen. Fang wieder an zu laufen – direkt in die Arme Deiner Freunde. Bei wem hast Du Dich lange nicht mehr gemeldet? Wie wär‘s? Ruf doch mal an. Oder schreib. Einen Weihnachtsgruß zum Beispiel. Mal sehen, was passiert. Mir fallen viel zu viele Menschen ein, bei denen ich mich dringend melden muss. Ich nehme diesen zweiten Advent zum Anlass, meine Scheuklappen zur Seite zu schieben und mich umzusehen. Vielleicht reagieren nicht alle, vielleicht nur wenige. Na und? Es tut nicht weh, es zu versuchen. Vielleicht tust Du es mir ja gleich.
Trau Dich! Es lohnt sich schon, wenn einer von hundert sich zurückmeldet. Dann wirst Du zu einem derer, die man findet ohne zu suchen. Zu einem echten Weihnachtswunder.

In diesem Sinne:
Einen gesegneten 2. Advent!

Sincerely

the wingscriber pls sig

Mary Cronos

Autorin, Künstlerin, Podcasterin

Mary ist ein kreatives Chaos in Person. Neben ihrer Autorentätigkeit bietet sie ihren Kolleginnen und Kollegen auch Dienstleistungen wie Coaching und Beratung, Cover- und Werbedesign, Portrait- und Eventfotografie sowie Illustrationen an. 2019 startete sie darüber hinaus ihren Kreativpodcast Carpe Artes und 2020 mit Sabrina Schuh Fakriro – die Messebühne für Selfpublisher, die inzwischen durch zahlreiche Nebenprojekte ergänzt wurde. Die neuestes Projekte sind „Spiritus Daemonis“ mit Autorenkollege Jan Gießmann und ihre zahlreichen Shows auf Twitch.

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