1. Advent. Kein anderer Tag steht so sehr für den Neubeginn, für etwas Besonderes, das jetzt auf uns zukommt. Mit dem ersten Advent beginnt für Christen das neue Jahr, das neue Kirchenjahr. Das große Ereignis vier Sonntage später wirft im Kerzenschein des Adventskranzes seine Schatten voraus.
Das passt. Zumindest auf mich. Vielleicht auch auf den einen oder anderen von Euch. Bei mir herrscht zurzeit Aufbruchsstimmung. Alles wird anders. Aber wie? Das Examen liegt hinter mir und damit eine Zeit, die nicht nur mich herausgefordert hat. Damit haben die letzten neun Jahre meines Lebens (ja, ein Theologiestudium ist recht zeitintensiv) ein Happy End bekommen. Ende Abspann. Danksagung. Und was kommt jetzt? Die große Freiheit? Der Augenblick, auf den ich seit Jahren gewartet habe? Von einer großen Last befreit, fühle ich mich, als würde ich fliegen.
Ich bin sicher nicht die einzige, die dieses Gefühl kennt. Eine schwierige Aufgabe, einen vergangenen Lebensabschnitt, eine große Etappe auf unserem Weg haben wir hinter uns gebracht. Und dieses Hochgefühl verleiht einem Flügel. Alles scheint möglich. Alles ist offen. Und doch habe ich das Gefühl, in der Schwebe zu hängen. Was kommt als nächstes? Werde ich gut genug sein, um von meinem Traumberuf leben zu können? Werde ich mit meinen Worten Menschen erreichen können? Werde ich meiner Familie etwas von dem zurückgeben können, was sie mir in den letzten Monaten gegeben hat?
Ich habe große Pläne, Träume, Ziele, aber zum ersten Mal in meinem Leben ist nicht klar, was direkt vor mir liegt. Dieses In der Schwebe Hängen zwischen dem, was war, und dem, was sein wird, kann Angst machen. Unwissenheit ist nie schön. Wir kennen eben nur den Teil unseres Lebens, der bereits hinter uns liegt. Darauf können wir uns berufen, von diesen Erfahrungen und Erinnerungen können wir zehren. Und wenn ich zurückblicke, dann sehe ich, wie verboten viele Zufälle (und wer meine Weihnachtsgedanken schon in den vergangenen Jahren verfolgte, der erinnert sich sicher an meine Definition von „Zufall“) dazu geführt haben, dass ich das Examen bestehen konnte, dass meine Lesung auf der RingCon (tut mir leid, ich werde mich bemühen, ihn morgen endlich zu posten) so ein Erfolg war und dass unsere zweite, so unglaublich kurzfristige Mission:Change so gut funktionierte. Immer wieder begegnete ich im richtigen Moment den richtigen Menschen, hörte die richtigen Worte, die richtigen Fragen und die richtigen Antworten. Ich mag diese kleinen Zufälle. Sie erinnern mich daran, dass ich nicht allein bin in dem, was ich tue, und dass es offenbar jemanden gibt, der einen besseren Überblick über mein Leben hat – und das derer, denen ich immer dann begegne, wenn ich sie brauche oder sie mich.
Und diese Erinnerungen sorgen dafür, dass ich mich nicht mehr hin und her gerissen in der Schwebe fühle, sondern das Fliegen genießen kann.
Ganz gleich, ob ihr nun so wie ich direkt vor einem Neuanfang steht oder ihr in Eurem eingespielten Alltag lebt: mein Wunsch für Euch in der Adventszeit ist Vertrauen in Eure Zukunft. Wer auch immer da mal mehr und mal weniger seine Finger im Spiel hat: bis hierher seid ihr gekommen, warum nicht auch weiter? Habt keine Angst vor dem, was kommt. Seid neugierig, offen und nutzt die Zeit um Weihnachten, um Euer Leben mit etwas Optimismus neu kennenzulernen.
Sincerely