Alias: Kleine Autorinnen wollen groß rauskommen.
Na ja. Eigentlich wollten wir einfach Zuschauerinnen einer überaus guten Latenightshow sein. Monate lang hab ich mich über die Zusage für eine Doppelaufzeichnung des Neo Magazin Royale mit Jan Böhmermann gefreut – und das, obwohl mir mein Autorenleben eigentlich kaum Zeit zum Vorfreuen gelassen hat.
Als es dann endlich soweit war, machten sich Lill und ich auf den Weg nach Köln Ehrenfeld – zur Sicherheit schon einen Tag vorher.
Für den Dienstalk mit Jan und dem Neo Magazin sind wir natürlich extra rangefahren – und haben eiskalt sämtliche Insta-Accounts und anwesenden Smartphones genutzt. Was dann so aussah wie hier im Bild zu sehen.
Dieses diabolische Grinsen von Jan während der Hashtagkonferenz am Mittwochmorgen hätte uns eine Warnung sein können … Aber andererseits haben wir ja in unserem Wahnsinn sogar auf das gehofft, was da kommen sollte. Wenn wir auch etwas andere Vorstellungen vom Ablauf hatten.
Was deute ich hier an? Zweimal im Jahr begibt es sich, dass die zweihundert Studiogäste nicht in einer Doppelaufzeichnung des Neo Magazin Royale sitzen – wie sie glaubten -, sondern in einem gänzlich anderen Format: der „Lass dich überwachen – die PRISM-IS-A-DANCER-Show“.
Die Tarnung war nahezu perfekt: Das gesamte Studio war weihnachtlich dekoriert und es hieß, wir würden ein Weihnachtsspecial aufzeichnen. Zusätzlich wurden wir mit der kitschigsten Weihnachtsmusik gefoltert und eingelullt. Selbst der Warmup war ein als Weihnachtsbaum verkleideter Tarkan Bagci (einer der Autoren der bildundtonfabrik und des Neo Magazin Royale). Wären da nicht unsere durch routiniertes Neo-Magazin-Gucken geschärften Sinne (man könnte auch sagen, wir waren aufgedreht und paranoid). Wir entdeckten die Prismen an den Wänden hinter den Zuschauerreihen.
Ab dem Moment, da die Show begann – und keine Minute vorher – verschwand die Weihnachtsdeko und das Intro bestätigte unsere böse-gute Ahnung. Ab dem Moment stieg die Aufregung nochmal deutlich. Ich war mir ziemlich sicher, fällig zu sein. Warum und bei was? Okay. Der Reihe nach.
Fällig bei was? In dieser Show ist das Publikum der eigentlich relevante Part. Zwei Monate lang wurden alle anwesenden virtuell gestalkt und aus den Online-Biografien, aus denen die Autoren das meiste/beste/lustigste etc herausholen konnten, wurden dann Gags für die Sendung gemacht.
Teils mit extrem viel Vorbereitung und Liebe zum Detail. Wird man vom Prism-Team ausgewählt, dann kann einen alles treffen: Von Rum bis Zerstörung, von erfüllten Lebensträumen bis zu extremer Peinlichkeit.
Warum nun ich mir so sicher war, eine der „Glücklichen“ zu sein? Im Vorfeld hatte ich das Neo Magazin Royale kontaktiert, mich vorgestellt und um ein Autoreninterview für meinen Podcast gebeten. Auf dem Weg zur FBM (und damit nur wenige Stunden nach meiner Anfrage) kam die Antwort per Anruf: Ja klar. Es wird eng, aber wir kriegen das schon hin.
Was mich Hobby-Sherlock gleich stutzig machte: Angefragt hatte ich als Mary Cronos – online ohne Angabe einer Telefonnummer. Angerufen wurde Maria Schucklies. Das war der Moment, in dem in mir das erste Mal der Verdacht auf eine Prism-Folge aufkam. Und ich sollte Recht behalten.
Ab diesem Anruf fragte ich mich nicht mehr ob, sondern vor allem, womit mich das Prism-Team drankriegen würde. Denn ich hatte es in den vergangenen Monaten wirklich darauf angelegt und wäre enttäuscht gewesen, wenn es mich nicht erwischt hätte.
Auch Lill hat es erwischt. Aber sie kam verhältnismäßig harmlos davon: Sie hatte die Freude, in einer Whatsappgruppe mit Jan und fünf weiteren Studiogästen zu sein – weil sie als Autorin ihre Handynummer öffentlich angegeben hatte. Ein gefundenes Fressen für das Prism-Team.
Leider, leider hat sie sich in kein Gespräch verwickeln lassen, sondern ist direkt aus der Gruppe geflüchtet. Im Nachhinein fielen uns so viele schöne Erwiderungen ein. Aber so ist das immer, haben wir den Verdacht: Autoren sind nur in Texten schlagfertig. Überrumpelt neigen sie zum Fluchtreflex. 😀
Ich kam nicht ganz so harmlos davon. Aber dafür musste ich beinah bis ans Ende der Sendung warten – was, ganz nebenbei bemerkt, Folter war.
Für mich – und zwei andere unglaublich prominente, gute YouTube-Influencer wurde ein Profi rangeholt, der sich unserer annehmen sollte.
Und dann ist es passiert. Mein wahres Ich wurde enthüllt. Ja, ich gebe es zu. Eigentlich bin ich seit Jahrzehnten unter dem Namen „Oliver Kalkofe“ unterwegs und parodiere andere. Die Berliner Woche war neulich schon so nah an der Wahrheit. Aber was die Berliner Wochenzeitschrift nicht geschafft hat, ist einer engagierten kleinen Produktionsfirma aus Köln Ehrenfeld gelungen: Die bildundtonfabrik hat mein geheimes Doppelleben offengelegt. Ab jetzt kann ich mich nicht mehr verstecken. Ich hoffe, Ihr könnt mir meine „kleine“ Lebenslüge verzeihen.
Dafür kann ich nun endlich und mit Stolz sagen: Ich bin die Gewinnerin des Deutschen Schaschlikpreises! Wer will schon den DPP, wenn er diesen grandiosen Preis haben kann? Noch dazu als erste deutsche YouTube-Influencerin!
Noch etwas high durch einen lustigen Cocktail aus Adrenalin, Endorphin und anderen hyperaktiven Hormonen und damit beschäftigt, nach der Sendung weitere lustige Erklärungen zu unterschreiben und Geschenke einzuheimsen, erschreckten wir uns doch etwas, als plötzlich Tarkan – inzwischen kein Tannenbaum mehr – neben uns stand und uns wegen des Interviews ansprach.
Wir hatten zugegeben nach DER Show nicht mehr damit gerechnet. Es war inzwischen kurz vor 22 Uhr und wir waren uns sicher, dass jeder aus dem Team sehr, sehr gern Feierabend hätte.
Aber wir wurden in die heiligen Backstage-Räume der btf geführt und konnten dort tatsächlich ein Schwätzchen mit Tarkan halten – über Prism, das Neo Magazin Royale, Jan Böhmermann und wie es ist, als Autor für solche Formate kreativ zu sein.
Die Podcastfolge mit Tarkans Interview findet Ihr wie immer in jedem Streamingdienst. Hier sei stellvertretend unser Heimdienst Anchor verlinkt. Aber bevor ich verrate, wo Ihr was auf welche Weise nachlesen, -hören oder -sehen könnt, will ich noch eine Kleinigkeit loswerden:
Egal wie sehr wir durch den Kakao gezogen wurden: Ich für meinen Teil kann mich nicht daran erinnern, schon einmal so viel, lang, laut und ehrlich gelacht zu haben, wie an diesem Tag. Und dafür bin ich unglaublich dankbar. Das gesamte Team gibt 200% – egal in welchem Bereich: Vom Moderator bis zum Kabelträger ist jeder mit dem Herzen dabei. Von Minute eins an sind uns nur freundliche, gut gelaunte Mitarbeiter begegnet und nach der Show musste ich feststellen, dass wirklich jeder wusste, wer ich war – und sicher auch, wer die meisten anderen anwesenden Zuschauer waren. Das ist beeindruckend und ich kann Euch nur bitten: Macht weiter so! Lasst Euch vom Sendeplatz im Hauptprogramm nicht verbiegen. Ihr seid so gut und so beliebt und gehasst, weil Ihr genau das macht, was Ihr macht – und zwar genauso, wie Ihr es macht.
Neben meinem Bericht hier, könnt Ihr übrigens auch meine #Cronofiziert-Folge dazu schauen oder bei Carpe Artes vorbeischauen und vorbeilauschen. Denn wir hatten die außerordentliche Freude, nach der Sendung auch noch Tarkan Bagci zu interviewen. Und wenn Ihr nun bedenkt, was wir alles erlebt haben und erfahren haben, dann dürfte Euch klar sein, dass wir so viel wie möglich daraus machen wollten.
Ergo gibt es eben diesmal Auswahl: Blogpost, Cronofiziert-Video, Carpe-Podcastfolge UND Carpe-Blogbeitrag mit – haltet Euch fest – einem dazugehörigen Journal: Dem Carpe Artes Royale. 24 Seiten voller exklusiver Interviews, investigativer Recherchen, verblüffender Bilder und und und. Schaut unbedingt vorbei!
Oh, und wenn Ihr nicht auf meinen bzw. unseren Bericht Wert legt, sondern lieber das Original sehen wollt:
Bis 11.03.2020 findet Ihr die vollständige Sendung noch in der ZDF Mediathek. Und meinen Kalkofe-Sketch (in voller Länge) und die anderen Highlights der Sendung findet Ihr auch auf dem YouTube-Account des Neo Magazin Royale.
Der Neo-Blues packte uns schon in dem Augenblick, in dem wir das Studio König verließen und in einer Mischung aus glücks-high und es-ist-zuende-down hungrig zurück in unser Air-BnB-Zimmer taumelten. Und im Grunde bleibt nur ein Wunsch zurück: Ich will wiederkommen. Möglichst bald. Denn ich fordere Revanche!
Sincerely