The Lone Cowboy

Sabrina ist Schuld. Sie hatte in einem ihrer NaNo-Schreibstreams eine kleine Schreibaufgabe für mich, weil ich mich zwischen all dem, was gerade so los ist nicht so recht auf meine Geschichte konzentrieren konnte. Sie gab mir einen Link zu einem zufälligen Stockfoto und die Aufgabe, dazu eine kleine Szene zu schreiben. Rund 200 Worte, die im Zusammenhang mit dem Bild stehen.

Sie erwischte mich mit einem Cowboy-Bild, wie es in einen klassischen Western führen könnte. Ihr seht es hier über dem Beitrag. Nun ist Western nicht so ganz mein Genre. Meine Erfahrungen beschränken sich auf Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill. Aber ich hab die Herausforderung angenommen und kam dadurch tatsächlich gut wieder ins Schreiben hinein. Das Resultat waren sogar 540 Worte und die könnt Ihr jetzt im Folgenden (unkorrigiert und unlektoriert) lesen.

Viel Spaß!

 

Sincerely

P.S.: Und sagt jetzt nicht „Hilfe, ist das kitschig!“ Habt Ihr mal das Bild gesehen?!

The lone Cowboy

Die Sonne stand noch tief am Himmel, als Luke aus der Haustür seiner Range trat. Er mochte die frühen Morgenstunden, genoss den Duft des feuchten Sandes, das Rascheln der Bäume und den Frieden, der zu dieser Zeit über dem Land lag.

Für einige wenige Minuten stand er einfach nur da, nahm das Land, sein Land, mit allen Sinnen wahr – bis er selbst das leise Knarren der Veranda hörte und unter seinen Füßen das Holz knarren spürte. Der Duft von frischem Kaffee stieg ihm in die Nase.

Die Tasse in der einen Hand und die andere fest um sein Lasso geschlossen, lief er gelassen über den Vorplatz und auf das Gatter zu, hinter dem der Grund für seinen morgendlichen Spaziergang stand: Lady.

Als er den letzten Schluck des pechschwarzen Gebräus heruntergeschluckt und die Tasse wie jeden Morgen auf einem der Pfähle des Gatters abgestellt hatte, scharrte sie schon mit den Hufen, tänzelte unruhig zur Seite. Sie erwartete ihn voller Ungeduld. Dennoch bewegte sich der Kupferfuchs keinen Zentimeter auf ihn zu. Nein. Luke sollte zu ihr kommen. Jeden Morgen das gleiche Spiel.

Und Luke spielte mit. Ohne sie aus den Augen zu lassen, öffnete er das Gatter, legte das Lasso um die Schulter und lief auf sie zu. Ganz langsam. Als hätte er den ganzen Tag Zeit, als wäre es auch für ihn nicht nötig, überhastet auf sie zuzugehen.

Am Anfang, vor einem halben Jahr, da waren ihre Begegnungen wie Walzertänze gewesen. Ein Schritt vor, zwei zurück. Heute machten sie sich nur beide vor, keine Vorfreude auf den Augenblick zu empfinden, in dem sie gemeinsam der Morgensonne entgegenreiten würden.

Als er vor ihr stehenblieb, senkte sie wie zum Gruß leicht ihr Haupt. Lady wirkte wie eine Königin, die ihm die Gnade einer Audienz gewährte. Ihre dunklen Augen sahen ihn ruhig an, während die Morgensonne ihnen ein feuriges Leuchten verlieh.

Luke sagte kein Wort. Wozu sollte er? Mit Worten sprachen sie nicht die gleiche Sprache. Aber da war diese andere Form des Sprechens: Er strich über die Blässe auf ihrer Stirn und über ihren Hals, dann legte er ihr das Lasso um und führte sie in Richtung der Stallungen, um sie zu satteln.

Sie wehrte sich nicht. Auch das war nicht immer so gewesen. Aber inzwischen hatte Lady gelernt, dass er sie niemals hätte aufhalten können und dass das Seil um ihren Hals keine Gefangenschaft bedeutete, sondern eine Freiheit, die sie gemeinsam genossen.

Wie sie wohl reagieren würde, wenn er eines Tages auf das Lasso verzichten würde? Würde sie ihre Chance nutzen und zu dem Wildpferd werden, das sie im Herzen immer gewesen war? Oder würde sie dennoch bleiben, das saftige Gras hinter dem Gatter genießen und morgens auf ihn warten, um mit ihm gemeinsam auszureiten?

Er war sich nicht sicher. Sie hingegen konnte sich sicher sein, dass er immer wieder aus seinem Haus kommen und mit ihr die Range hinter sich lassen würde, um mit ihr auszureiten. Auf keinem anderen Pferd fühlte er sich so frei, mit keinem anderen Pferd hatte er das Gefühl, so sehr er selbst sein zu können. Und seit er das begriffen hatte, wollte er auf genau dieses Gefühl nicht mehr verzichten.

Er wollte die Morgensonne im Gesicht spüren, Lady in seiner Nähe und den Geist der Freiheit im Herzen.

Mary Cronos

Autorin, Künstlerin, Podcasterin

Mary ist ein kreatives Chaos in Person. Neben ihrer Autorentätigkeit bietet sie ihren Kolleginnen und Kollegen auch Dienstleistungen wie Coaching und Beratung, Cover- und Werbedesign, Portrait- und Eventfotografie sowie Illustrationen an. 2019 startete sie darüber hinaus ihren Kreativpodcast Carpe Artes und 2020 mit Sabrina Schuh Fakriro – die Messebühne für Selfpublisher, die inzwischen durch zahlreiche Nebenprojekte ergänzt wurde. Die neuestes Projekte sind „Spiritus Daemonis“ mit Autorenkollege Jan Gießmann und ihre zahlreichen Shows auf Twitch.

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